Beim Samenfest im Bad Krozinger Ortsteil Tunsel standen Pflanzen im Mittelpunkt, die sich selbst reproduzieren können. Von Anne Freyer.
BAD KROZINGEN-TUNSEL. Mit einem Wortspiel feierte der in Tunsel ansässige Verein "Gartencoop Freiburg" sein diesjähriges Sommerfest, hatte er doch den Begriff "samenfest" kurzerhand zum Titel gemacht. Damit war auch schon umrissen, was sich der ökologische Landbau auf die Fahnen geschrieben hat: eine Entwicklung weg von der Hybridzüchtung, hin zum Anbau samenfester Pflanzensorten.
"Samenfest ist eine Pflanzensorte dann, wenn aus ihrem Saatgut Pflanzen wachsen, die dieselben Eigenschaften und Gestalt haben wie deren Elternpflanzen. Das bedeutet, die Sorte kann wie früher natürlich vermehrt werden. Sie wird durch Wind oder Insekten bestäubt", so die Erklärung der Fachleute, die beim Samenfest im Bad Krozinger Ortsteil Tunsel ihr Obst und Gemüse präsentierten. Zu denjenigen, die diesen Ansatz seit Jahren umsetzen, zählt beispielsweise der Demeter-Betrieb "Samenfest", bereits 2006 von Patrick Billharz aus Freiburg gegründet. Fast zeitgleich begann Jürgen Wehrle aus Emmendingen, Saatgut aus alten Sorten zu vermehren, die aus dem gängigen Angebot zu verschwinden drohten oder schon ganz verschwunden waren. Mit seinem in Eichstetten ansässigen Naturland-Betrieb hat er für die ganze Region Maßstäbe gesetzt. Eng mit beiden verbunden ist der Bioland-Betrieb "Kornzept GbR", den es seit vergangenem Jahr gibt und der in Gundelfingen Zuhause ist. Seine Produkte konnten beim Tunsler "Samenfest" erworben werden: ein reichhaltiges Angebot unterschiedlichster Pflanzensamen für den Gemüse-und Blumengarten, entsprechend der zunehmenden Nachfrage von Berufs- und Hobbygärtnern nach alten Sorten, die als robuster und unempfindlicher eingestuft werden als die heute angebotenen Hybridsorten.
Viele der insgesamt 250 Mitglieder der Gartencoop Freiburg, aber auch andere interessierte Gäste waren der Einladung zum "Fest für kleinbäuerliche Landwirtschaft und Saatgutvielfalt und -freiheit" in den Germanweg in Tunsel gefolgt und erlebten ein buntes Programm aus Information, Unterhaltung und Bewirtung. So gab es Führungen über die sorgfältig nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschafteten Felder auf der insgesamt zehn Hektar großen Fläche, die die Gartencoop vor nunmehr zehn Jahren gepachtet hat. Dazu gehörte auch der Besuch bei der kleinen Viehherde, die angeschafft wurde, nachdem es in Tunsel jahrelang keine einzige Kuh mehr gegeben hatte. Nun erfreuen die hübschen und zutraulichen schwarzen Dexter-Rinder, eine irländische Rasse, nicht nur Spaziergänger mit ihrem Anblick, sondern sorgen auch dafür, dass immer natürlicher Dünger für die umliegenden Felder vorhanden ist. Auch dadurch passen sie bestens in das Gesamtkonzept, bei dem die Vermeidung von Chemie und Gentechnik an oberster Stelle steht.
Zur musikalischen Unterhaltung waren die "Brasilicum Samba Percussion Crew" und eine Jazz- und Bluesband angereist. Außer Diskussionen zu "samenfestem Saatgut und Ernährungssouveränität" gab es einen Kurzbericht über "Arbeitsausbeutung in der landwirtschaftlichen Saisonarbeit". Für das leibliche Wohl sorgten ein Mitbringbuffet und am Lagerfeuer Gegrilltes.