Der Verein Gartencoop wird mit dem Klimaschutzpreis der Stadt Freiburg ausgezeichnet. Ihren landwirtschaftlichen Betrieb hat die Kooperative im Bad Krozinger Ortsteil Tunsel.
Seit zehn Jahren versorgt die Gartencoop Freiburg, eine Kooperative der solidarischen Landwirtschaft, 300 Haushalte und rund 750 Menschen in der Stadt das Jahr über mit biologisch angebautem Gemüse. Die 300 Mitglieder teilen nicht nur das Gemüse, sondern auch die Verantwortung für den landwirtschaftlichen Betrieb im Bad-Krozinger Ortsteil Tunsel. Im Dezember erhielt die Gartencoop den mit 3.000 Euro dotierten ersten Preis bei "Climate first" der Stadt Freiburg.
von Gabriele Hennicke. Artikel in der Badischen Zeitung. | Statement der Gartencoop anlässlich des Klimaschutzpreises
Schneetreiben, Temperaturen um den Gefrierpunkt, Berge von grünen Kisten stehen vor und in der offenen Halle auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Gartencoop in Tunsel. Mitglieder der Kooperative packen zusammen mit Gärtner Luciano Ibarra die Gemüsekisten, die später zu einem Umschlagplatz nach Freiburg und von dort an die 18 Verteilpunkte gebracht werden. Dort holen sich die Mitglieder ihre wöchentliche Gemüsekiste ab.
Ibarra ist Gründungsmitglied der Gartencoop. "Wir waren damals etwa 20 Leute, zur Hälfte Gärtner, zur Hälfte Städter, und gründeten nach einer Vorlaufzeit von eineinhalb Jahren und einer intensiven Suche nach einer Hofstelle den damals einzigen Betrieb der solidarischen Landwirtschaft in der Region", erinnert er sich. 2011 gab es bundesweit etwa 15 derartige Betriebe, heute sind es mehr als 300, und 80 weitere sind in Gründung.
Bei dem Modell der solidarischen Landwirtschaft tragen die etwa 300 Mitglieder gemeinsam die landwirtschaftlichen Kosten und Risiken. Die gesamte Ernte – ob gut oder schlecht – wird auf alle Mitglieder verteilt. Sie bezahlen einen jährlich selbst festgelegten Betrag dafür, dass sie wöchentlich eine Kiste mit regionalem und saisonalem Bio-Gemüse erhalten.
Die Mitglieder sind in Produktion, Verteilung, Logistik sowie Selbstverwaltung eingebunden. "Unsere sieben angestellten Gärtner bauen 70 verschiedene Kulturen an, wir verwenden zu 100 Prozent samenfeste Sorten, setzen auf saisonalen Anbau ohne beheizte Folientunnel, eine zwölfjährige Fruchtfolge (im Zwölf-Jahres-Rhythmus wird jedes Jahr eine andere Frucht auf der gleichen Fläche angebaut, Anmerkung der Redaktion) und auf kurze Wege", beschreibt der Gärtner das Konzept.
"Unsere etwa zehn Hektar Fläche sind gepachtet, die Hofstelle gemietet, Maschinen, Werkzeug und Bewässerung sind kollektives Eigentum." Wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die ressourcenschonende Logistik, die – wo immer möglich – auf fossile Brennstoffe verzichtet: Carsharing-Transporter bringen die Kisten von der Hofstelle zum Umschlagplatz in Freiburg. Dort treffen sich am Nachmittag Fahrradfahrer und bringen die Lebensmittel zu den Verteilpunkten.
Dazu nutzt die Gartencoop Lastenräder, teilweise mit Elektroantrieb, die eigens für sie entwickelt wurden. Die Verteilpunkte organisieren sich weitestgehend autonom, dort stellen die Mitglieder ihre Kiste zusammen und holen sie ab. "Unser Ziel ist, möglichst bald komplett ohne fossile Brennstoffe auszukommen. Wir lagern das Gemüse im Erdkeller, Verpackungen werden eingespart, unsere Mitglieder können sich ganzjährig frisch ernähren, und wir steigern durch unsere ökologische Wirtschaftsweise die Fruchtbarkeit der Böden, die CO2 speichern", beschreibt Ibarra die Klimaschutzanstrengungen des Vereins. Für ihn ist völlig klar: Das derzeitige, auf ökonomischem Wachstum basierende Wirtschaftssystem ist zentrales Element der Klimakrise, die die Welt bedroht. Schließlich seien Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion besonders anfällig für klimatische Veränderungen.
"Uns treibt die Vision einer ökologischen und solidarischen Ernährungswende in unserer Region und überall an", heißt es in einem Statement der Gartencoop anlässlich des Klimaschutzpreises. Und weiter: "Hunderte kooperierende Öko-Betriebe, Bäckereien, Verarbeiter, Quartierläden und Gastronomien in der Region versorgen darin die Bevölkerung mit ökologisch, klimaschonend und gesund produzierten Lebensmitteln. Die Äcker unserer Region werden wieder humusreich, die Ökosysteme regenerieren sich. Wir sind der Überzeugung, dass diese aktuell im bescheidenen Rahmen unserer Kooperative mit rund 750 Menschen gelebte Utopie sich in vielfältiger Weise breiter in der Bevölkerung verankern lässt."
Gabriele Hennicke