Zur größten Demo in Freiburgs Nachkriegsgeschichte kamen am Samstagvormittag über 30.000 Menschen, um gegen Rechtsextremismus zu protestieren. Den Aufruf unter dem Slogan #wirsinddiebrandmauer hatten 500 Gruppen, Initiativen und Organisationen unterschrieben. Seit den Enthüllungen des Recherchenetzwerks Correctiv über die Massendeportationspläne von AfD und weiteren Rechtsextremen, gehen bundesweit Millionen auf die Straßen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. In Freiburg wurde folgender Redebeitrag gehalten:
Hallo! Hammermäßig, dass heute so viele Menschen auf der Straße sind um gegen Nazis und Rassismus zu demonstrieren!
Wir beide sprechen heute aus der Perspektive der Landwirtschaft.
Wir verstehen uns als Teil einer globalen kleinbäuerlichen Bewegung, die weltweit für eine gerechte Landwirtschaft kämpft.
Ich bin Tonia, Gemüsegärtnerin bei der Gartencoop Freiburg.
Das ist eine solidarische Landwirtschaft, bei der sich Produzent*innen und Konsument*innen die Verantwortung und die Ernte teilen.
Ich bin Tamara, Schwarzwaldbäuer*in von der Kommune Schafhof,
ein Hof, den wir kollektiv bewirtschaften und beleben.
Gut, dass auch heute unsere Berufskolleg*innen mit auf der Straße sind, um zu zeigen, dass wir Bäuer*innen unsere Nöte nicht von Rattenfängern missbrauchen lassen!
Wir lassen uns nicht vor den Karren der Rechtsextremen spannen!
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Auf komplexe Probleme gibt es keine einfachen Antworten
Schon gar nicht von der AfD, die die Klimakrise leugnet und die alle Subventionen in der Landwirtschaft abschaffen will.
Die AfD stinkt mehr als unsere Gülle!
Wir alle sind heute hier um zu zeigen: wir sind die Brandmauer.
Doch es genügt nicht mehr die Brandmauer nur gegen die AfD zu errichten.
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Längst werden Menschen ausgegrenzt, im Bus bepöbelt und in Dessau und Hanau, in Halle und an vielen anderen Orten ermordet.
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Längst einigen sich alle großen Parteien auf einen migrationsfeindlichen Kurs.
Wir dürfen nicht zulassen, dass das innerhalb unserer Brandmauern liegt!
Bloß gegen die AfD zu sein reicht nicht mehr.
Und wir müssen unseren Blick auch in die Landwirtschaft richten.
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Wir müssen auch gegen unser rassistisches Lebensmittelsystem sein, das darauf basiert, dass migrantisierte, entrechtete Arbeitskräfte auf Europas Plantagen für unser Obst und Gemüse schuften.
Und lieber Freiburg*innen, seien wir doch mal ehrlich, wer erntet denn den Spargel und die Erdbeeren rund um Freiburg??
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Wir müssen auch gegen ein globales agrarindustrielles System sein:
Es zerstört mittels europäischer Agrarsubventionen und Massenbetrieben regionale Märkte.
Kleinbäuer*innen werden enteignet und von ihrem Land vertrieben.
In den letzten Jahren haben Agrarkonzerne und Großbetriebe trotz Krisen und Hunger fette Gewinne eingestrichen.
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Und wir müssen auch gegen einen Christian Lindner sein, der sich als brauner Bräutigam an die Afd heran fummelt,
indem er versucht die Kürzungen in der Landwirtschaft gegen Sozialleistungen auszuspielen.Herr Lindner,
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wir bäuerlichen Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand weil das Monopol aus Aldi, Lidl & Co die Preise drückt
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wir stehen mit dem Rücken zur Wand wegen der jahrelang verkackten Agrarpolitik von CDU und Bauernverband
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wir stehen mit dem Rücken zur Wand, weil Großgrundbesitzer fett Flächenprämien kassieren während unsere Höfe sterben
...aber doch nicht, Herr Lindner, wegen Familien die von Armut bedroht sind, wegen Erwerbslosen oder Asylsuchenden.
Wir Bäuer*innen lassen auf keinen Fall zu, dass andere Menschen, die sowieso schon an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden jetzt auch noch für unsere Situation verantwortlich gemacht werden.Wir treten nicht nach unten!
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Mega nice, dass heute so viele Menschen hier sind, aber das darf kein Selbstzweck sein!
Wir müssen diese Demokratie wieder mit Leben füllen!
In Bezug auf die Landwirtschaft heißt das, dass wir ein faires Ernährungssystem aufbauen müssen.
Eines bei dem ALLE landwirtschaftlichen Arbeiter*innen – ob Saisonarbeitskraft oder Bäuer*in - für ihre Arbeit fair entlohnt werden.
Und sich trotzdem alle Menschen gutes Essen leisten können!
Und zwar weltweit!
Also rufen wir ganz konkret dazu auf die vorhandenen Konzepte, z.B. der Zukunftskommission Landwirtschaft umzusetzten.
Und euch, Alle, die das Privileg von Wissen, Zeit und oder Geld haben rufen wir auf: Schließt euch Direktvermarktungsmodellen in eurer Region an
Tretet in Kontakt mit euren Bäuer*innen und den Gärtner*innen eurer solidarischen Landwirtschaft,
Interessiert euch dafür wie eure Lebensmittel produziert werden!
Lasst uns jeden Tag üben, eine solidarische Gesellschaft aufzubauen.
Lasst uns dem Rassismus in unseren Köpfen und auf der Straße entgegen stellen.
Lasst uns Klauseln in die Satzungen unsere Vereine einbauen, die Nazis ausschließen.
Unsere Brandmauer muss da verlaufen, wo Menschen schon heute unter Alltagsrassismus und unter rechter Politik leiden.
Das Fundament unserer Brandmauer muss jeden Tag und in allen Berufsgruppen eine stabile antifaschistische Haltung sein!
Antifa bleibt Handarbeit. Antifa bleibt Landarbeit!
Alle zusammen gegen den Faschismus!
Danke